Kurzauftritt Laurence
In aller Kürze erzähle ich euch, was dann geschah:
Der Steuermann hat mir die Auflistung der steuerbaren Gegenstände hingelegt. Ich muss sie abgleichen, mit dem, was noch da ist und über den Verbleib der nicht auffindbaren Gegenstände Auskunft
erteilen. Mit Nachweisen.
Wunderbar. Damit alleine könnte ich Wochen verbringen. Und natürlich wird auch das an mir hängen bleiben. Es reicht. Warum muss ich mich eigentlich alleine um alles kümmern? Das geht so nicht weiter. Ich mach schon den ganzen Schmuck und den Versand und neben dem Ärger mit den von Diskrups mache ich das nicht auch noch.
Ich fing an zu telefonieren.
Meine Mutter war ganz meiner Meinung. Sie wollte sofort kommen, um die Listen abzuarbeiten. Manchmal steigere ich mich etwas in eine Opferrolle hinein und vergesse, dass wir eine ganz wunderbare Familie sind und wir uns immer helfen. Daher auch mein anfänglicher Exkurs über das Mobbing des Universums.
Henriette schlug vor, dass wir dafür Phyllina und ihren Sohn Laurence anfragen sollten. Phyllina ist die dritte Schwester. Sie ist so lieb, ich könnte sie jedesmal einfach nur knuddeln. Sie ist Krankenschwester. Ihr Sohn Laurence ist logischerweise mein Cousin. Zum Glück haben wir ihn. Sonst hätten wir annehmen müssen, dass alle unsere Cousins komisch oder dumm sind. Ich meine ja nur: Xenia-Scarlett... Die Szene, wie sie sich selber fast stranguliert hat, hat sich in mein Hirn gebrannt. Doch genug von ihr. Zurück zu Laurence. Mit ihm verstehen Stella und ich uns gut. Er wohnte bis vor kurzem in Südafrika. Er war dort mit einer NGO unterwegs. Laurence ist der einzige Mann, bei dem halblange Haare mit Strähnchen nicht doof aussehen. Er streicht sie immer aus dem Gesicht und strahlt grundlos. Alle, wirklich alle meine Freundinnen waren oder sind in Laurence verliebt. Ich kann es verstehen. Er ist süss und nett. Nicht, dass das hier jemand falsch versteht. Ich stehe nicht auf meinen Cousin. Das wäre ja krank. Nein, ich will nur sagen, dass er echt cool ist. Natürlich ist er auch noch extrem clever. Er macht eben etwas in NGO’s. Ich weiss nur, dass es um Verständigung und Kommunikation geht. Er arbeitet viel, doch jetzt ist er anscheinend wieder hier. Das wusste ich nicht, aber das sind gute Neuigkeiten. Denn er ist praktisch und klug und er kann helfen.
Perfekt. Doch kein Universumsmobbing. Die Steuern bescherten mir die Gesellschaft meines netten Cousins.
Der kam dann tatsächlich auch und es wurde echt lustig. Doch das muss ich später erzählen, denn etwas viel wichtigeres ist passiert (also, subjektiv wichtig. Nicht objektiv. Objektiv wichtig wäre wohl die Sache mit den Steuern und der Burg und dem Geld und der Liste. Natürlich auch diese komische Klage. Wir bekamen nämlich noch einen Brief. Diesmal von der Post. Eine Vorladung. Für eine Gerichtsverhandlung gegen die von Diskrups.
Doch wie gesagt, das muss ich später erzählen. Denn nachdem Laurence hier war, wollte ich mit dem normalen Leben weitermachen. Das klappte nicht.
Danillo Ackerfocht
Die Ackerfochts waren in den letzten Jahrhunderten so etwas, wie Robin zu (?) Batman. Oder sagt man „Robin von Batman?“ Ich habe keine Ahnung. Ihr versteht mich, hoffentlich. Die Ackerfochts sind Bauern. Die Bauern, die die Acker rund um die Burg der Tyler-Forts bewirtschaften. Mit der Zeit wurde aus den Acker-Forts die Ackerfochts. So heissen sie noch heute. Ich habe mal gehört der Wechsel von Acker-Fort zu Ackerfocht hätte mit einem Sprachfehler eines Bauern angefangen. Doch das ist ein Gerücht. Man weiss es nicht.
Sie sind schon lange keine Bauern mehr. Obwohl… die jetzigen Ackerfochts leben in den kleinen Bauernhäusern und sie machen etwas mit Pferden und Kräutern.
Henriette hat gesagt, die Mutter Ackerfocht sei eine erfolgreiche Kräuterbäuerin. Nun, das tönt wenig spannend. Sie haben ein paar Pferde, doch die sehen ehrlich gesagt ziemlich alt aus und stehen die meiste Zeit auf Weiden rum. Geritten wird da auch, aber sicher nicht jedes Pferd.
Eigentlich weiss ich so gut wie nichts über die Ackerfochts. Das Internet scheint die auch nicht zu kennen.
Früher haben die Ackerfochts und die Tyler-Forts zusammen für die Burg und das Überleben des halben Dorfes gekämpft. Die Tyler-Forts haben sehr grosszügig Land verschenkt, als nach einer Dürre viele ihr Land nicht mehr bewirtschaften konnten. Sie haben auch viele Maschinen angeschafft und den Bauern gratis zur Verfügung gestellt. Ja, meine Vorfahren waren echt anständige Leute und die Ackerfochts waren immer an unserer Seite.
Vermutlich sind sie heute immer noch so arm, wie früher. Nun, jetzt sind wir ja auch verarmt. Blöd, dass wir uns nicht helfen können.
Jedenfalls war ich gerade dabei, die Einkäufe aus dem Wagen auszuladen, als ein Wagen vor der Burg hielt. Es war ein ganz normales Auto und es war ziemlich schmutzig. Also gehörte es keinem der von Diskrups und keinem von den Steuern. Ich nahm zur Sicherheit trotzdem mein Pfefferspray in meiner Jackentasche in die Faust und überlegte, wo mein Handy sei.
Ein Mann stieg aus. Er kam auf mich zu und streckte mir die Hand entgegen.
„Danillo Ackerfocht“, stellte er sich vor. Ich musste meine Hand aus der Jackentasche nehmen, um sie ihm zu geben. Er wirkte ungefährlich und zudem war er ein Ackerfocht.
„Hallo“, sagte ich. Keine sehr eloquente Art sich vorzustellen.
„Hallo“, sagte er.
„Hallo“, sagte ich. Ich hatte es schon gesagt, da merkte ich, dass das ein Hallo zu viel gewesen war. Mist. Er grinste. Noch blöder. Jetzt denkt er, ich bin verlegen. Haltung, Lady Vena. Schliesslich ist er hier auf deiner Burg.
„Wie kann ich behilflich sein?“, fragte ich. Gut, ich war wieder cool.
„Gar nicht. Ich wollte nur mal schauen, ob hier alles in Ordnung ist. Die Burg sieht dauerbewohnt aus. Das hatten wir hier noch nie.“
Oh, das war nett. Er wollte schauen, ob alles ok ist. Wir hatten sicher noch einen alten Vertrag mit den Ackerfocht, dass sie auf die Burg schauen, oder so. Eine Art altertümliches Security-Unternehmen.
„Alles ist wunderbar. Ich lebe hier eine Weile.“ Eine lange Weile, fügte ich in Gedanken hinzu.
„Das will ich hoffen“, sagt er.
Er räusperte sich. Wollte er Geld? Ich hatte kein Geld da.
„Ja?“, sagte ich.
„Nun, ich habe mich vorgestellt. Darf ich Sie bitten, das auch zu tun? Eine Tyler-Fort, nehme ich an?“
Oh, was für ein Faux-pas. Henriette würde mit Perlen um sich werfen.
„Richtig. Vena. Ich meine, Lady“, ich wirkte wie jemand, der seinen Namen vergessen hatte.
Er lächelte. „Lady Stardust. So heisst mein Pferd. Ich nenn es… “ Jetzt schwieg er verlegen. Dumme Situation.
„Ja, wie nennen Sie es denn?“, fragte ich leicht gereizt. Wir mussten aus der Situation rauskommen. Ich hatte gefrorene Fertigmenus in den Einkaufstüten. Was sollte an einem Pferdenamen schon peinlich sein. Vermutlich nannte er es Star oder Lala oder Dusty.
„Sternchen“, sagt er.
„Hmm...“, sagte ich. Das war schon etwas peinlich. Irgendwie.
„Ich habe gefrorenes Essen im Auto. Ich muss langsam rein. Danke fürs vorbeikommen“, sagte ich. Ich bin eine Lady. Ich bewahre die Haltung. Auch wenn mein Essen schmilzt.
Er nickte und sagte: „Gerne geschehen.“ Dann lief er zu seinem Auto.
Bevor er einsteigen konnte, rief ich ihm nach:
„Ich heisse nicht Lady. Ich heisse Vena. Lady Vena Tyler-Fort.“
Er drehte sich um und sagte lächelnd:
„Bis bald, hoffentlich, Lady Vena.“
Beim Einräumen der Fertiggerichte bekam ich einen Krampf in den Wangen von einem völlig unangemessenen Dauerlächeln. Und dann nahm das Unglück seinen Lauf.
Tiaradebakel
Ich habe mich heute total blamiert. Bis auf die Tiara. Ich trage eine Tiara. Ein absolutes No-Go. Das macht eine Dame nicht. Vorher dachte ich noch, ich hätte die Situation gerettet und alles wäre doch noch gut. Aber Fehlanzeige. Nichts ist gut.
Ich muss es der Reihe nach erzählen. Mann, ich bin blamiert und traurig – blamaurig, wenn man es zusammenfügen würde. Ja, ich bin total blamaurig.
Gleich nach dem Erstkontakt mit den Fertiggerichten bekam ich ein E-Mail von Danillo Ackerfocht. Er schrieb über die Schmuckburg.ch-Seite. Diese Emails lese ich immer. Ich bin schliesslich Geschäftsfrau. Er fragte, ob ich am gleichen Tag noch Zeit hätte, mit ihm Essen zu gehen. Wir könnten die Burggeschichte besprechen und vielleicht hätte er noch Ideen, wie er bei der Burgrettung helfen könne. Schliesslich hätten die Ackerfochts immer die Tyler-Forts unterstützt. Das solle nun nicht anders sein.
Ich fand das total süss und Stella fand auch, ich solle gleich zusagen.
Also antwortete ich, dass das eine gute Idee sei und ich schlug eine Pizzeria vor, die nicht weit von der Burg entfernt lag. Er stimmte zu.
Ich brauchte sehr lange, um mich auf „spontan nur etwas nettes angezogen“ zu stylen. Ich entschied mich für Skinny-Jeans (egal was in den Modemagazinen steht: Sie sind cool und sexy) und eine hellblaue, lockere Bluse, die etwas durchsichtig war, aber nicht zu sehr. Dazu trug ich den Herzanhänger und ein paar Armbänder. Die Haare liess ich offen. Mit dem Schminken brauchte ich länger, doch es gelang mir, frisch und sommerhaft zu wirken (was ein ziemlicher Aufwand war). Ich zog meine coolsten High-Heels an, denn dieser Ackerfocht schien mir mehr als 20 cm grösser als ich zu sein. Und ich trug enge Jeans. Man weiss ja nie und lieber gut aussehen und dann so tun, als sei das halt ganz zufällig so passiert, als schlecht aussehen und sich den ganzen Abend wie ein Aschenbrödel fühlen.
Doch dann ging alles schief. Richtig schief. Es liegt quasi schon platt auf dem Boden, so schief ging es und ich kann nie, nie wieder einen Ackerfocht sehen, ohne daran erinnert zu werden.
Schlimmer, als ein Date, das ins Wasser fällt, ist ein Date, an dem man ins Wasser fällt. Das kann als Sprichwort ruhig so die Runde machen. Ist mir egal. Ich habe es erlebt.
Ich kam in der Pizzeria an, er war schon da. Er sah gut aus. Mein Outfit war die richtige Wahl gewesen. Wir redeten ein wenig über die Burg, das Wetter und das Leben.
Ich bin ziemlich gut im Smalltalk und nicht schüchtern. Doch dann fing das Debakel an.
Er fragte, wie alt ich sei. Ich sagte cool und kokett: „Ca. 25.“
Dann fragte ich ihn, wie alt er denn eigentlich sei. Er sagte: „Ca. 31.“
Ich sagte: „Voll alt!“. Das rutschte mir raus.
„Ja, stell dir vor, als ich 6 war, warst du noch ein Baby“, sagte er mit einem neckischen Unterton.
„Das ist ja eklig. Ich will gar nicht daran denken“, sagte ich.
Er fragte warum. Ich wurde rot. Er lachte. Ich nicht.
„Wenn ich 96 bin, bist du 90“, sagte er. Dann machte ich einen Fehler. Ich sagte:
„Da brauchen wir eh beide einen Treppenlift. Dann ist es egal.“
Wie kann ich so naiv sein?
Er stieg sofort darauf ein.
„Ach, wir wohnen dann zusammen?“, er schaute herausfordernd. Normalerweise bin ich nicht auf den Mund gefallen und könnte sehr damenmässig antworten. Normalerweise. Doch ich war noch durch die Sache mit dem Baby verlegen und sagte etwas schnippisch:
„Stell dir vor, in einer Burg hat es viele Treppen. Da brauche ich wohl einen Treppenlift.“
„Aber du hast gesagt, wir brauchen beide einen Treppenlift. Was mach ich auf der Burg?“ Er wirkte ziemlich cool und lehnte sich auch noch zurück. Ich wurde etwas lauter und meine Stimme etwas höher.
„Vielleicht hast du selber eine Burg oder ein Haus mit Treppen und vielleicht wollte ich nur nett sein, damit du bei einem Besuch die Treppen hochkommst. Falls du mal vorbeikommst. Was ich nicht annehme. Und es ist mir egal.“
„Regst du dich jetzt über den Treppenlift auf?“, fragte er leicht irritiert, aber immer noch amüsiert. Das regte mich extrem auf. Wie arrogant war denn dieser Bauer? Hallo? War ich im falschen Film?
Ich schleuderte meine Handtasche auf den Tisch.
„Ach, dann komm halt nicht. Behalte deinen blöden Treppenlift. Was ist das überhaupt für eine Unterhaltung?“
Ich war wütend, weil das so völlig katastrophal ablief. Der Abend war gelaufen. Er hielt mich für eine Adelsinzucht mit Treppenliftobsession. Ich wollte gehen und stand auf.
Er blieb sitzen und hielt meinen Arm fest.
„Du bleibst besser hier. Die nehmen die Bestellung nicht zurück und ich habe keine Lust, zwei Pizzas zu essen.“
„Dann nimm eine mit nach Hause“, sagte ich ganz langsam und betonte jedes Wort. Das hatte ich von Henriette gelernt. Ein abgebrochener dramatischer Abgang ist schlichtweg nicht akzeptabel. Zieh es durch, dachte ich.
„Entschuldige mich. Es ist wohl besser, wir beenden den Abend hier.“
Er liess mich los und dann sagte er:
„Schade. Aber ich kann dich nicht zwingen. Gute Nacht, Lady Vena Tyler-Fort.“
„Gute Nacht Danillo Ackerfocht.“
Ich ging. Tatsächlich. Ich ging. Nach nur zehn Minuten war das Ganze beendet. Wir waren ja nicht mal in eine Bar gegangen, denn wir waren beide mit dem Auto da. Keine Drinks, wenn ich fahre. Unumstössliche Regel. Die Strasse zur Burg ist kurvig und dunkel. Da darf man nichts riskieren.
Ich ging zu meinem Auto und setzte mich rein. Als erstes zog ich die Schuhe aus und zog die Kunstfellboots an, die zwar lila, aber unglaublich bequem waren.
Beim Fahren sah ja keiner meine Füsse.
Ich ärgerte mich kurz und schrieb Stella. Sie bekam eine SMS-Version. Ihre Antwort war: „Zurück in die Burg, Schmuck-Prinzessin. Drachenritter taucht schon auf.“
Ich lachte. Ich spielte mit meinem Anhänger. Dann fuhr ich los. Ich kam nicht weit. Nach der ersten Kurve rannte ein kleines Tier über die Strasse. Ich wich aus und verlor die Kontrolle über den Smart. Er drehte sich und ich rutschte von der Strasse in den Graben. Dort blieb der Wagen stehen. Nichts passiert. Keiner verletzt. Smart wirkt ok. Keine seltsamen Töne. Ich schaltete das Licht im Innern an. In diesem Moment sah ich einen anderen Wagen direkt hinter mir anhalten. Die Scheinwerferlichter blendeten mich. Ich hatte kurz Panik und blockierte die Türen. Da sah ich, dass Danillo neben meinem Smart stand und versuchte, die Beifahrertüre zu öffnen. Es ging nicht. Logisch. Blockiert.
Er sah aus, als würde er die Türe gleich aufbrechen. Ich entriegelte die Türen und griff zur Beifahrertüre. Er öffnete sie. Ich lag quer über den Sitzen.
„Vena! Ist alles ok?“ Er war überhaupt nicht mehr cool.
Ich sagte: „Ja, alles ok.“ Dann erklärte ich, ich sei einer Katze oder so ausgewichen und im Graben gelandet. Er sagte, alles sei ok. Ich öffnete den Sicherheitsgurt und meine Türe. Dann stieg ich aus. Ich versuchte Haltung zu bewahren. Das ging schief. Ich war im Schlamm gelandet und sank sofort in den schleimigen Boden und dank meinem nicht vorhandenen Profil auf den Kunstfellboots fiel ich um. Voll in den Schlammgraben. Und da fing es an zu regnen. Richtig heftig. Ich lag also neben meinem Auto, verschlammt, nass und der Rest meines Makeups löste ich im Regen auf meinem Gesicht in ein modernes Kunstwerk auf.
Danillo kam angesprungen, zog mich hoch und dann zu seinem Auto. Dort fummelte er im Kofferraum rum, holte eine Pferdedecke, die nach Pferd roch, heraus und wickelte die um mich, bevor er mich in das Auto schob. Dann rannte er durch den Regen zurück zu meinem Auto, holte meine Handtasche, den Schlüssel und stellte ein Pannendreieck auf. Ein richtig praktischer Mann, dieser Ackerfocht, dachte ich. Dann sah ich in den kleinen Spiegel an dem Sonnenblendeteil. Ich sah schlimmer aus, als ich es hätte ahnen können. Ich schaute weg. Und dann fing ich auch noch an zu weinen. Wie konnte so etwas geschehen? Schockreaktion?
Danillo kam zurück, warf meine Sachen auf den Rücksitz und dann sah er mich ganz komisch an und strich mir über den Kopf. Ein bisschen so, wie einem Pony.
Er sagte:
„Hier, ich habe noch ein Geschenk für dich. Ich glaub, jetzt kannst du es brauchen.“ Er zog eine kleine Tüte von hinten hervor und gab sie mir. Ich öffnete sie. Päckchen sind meine Leidenschaft.
Ich öffnete es. Eine Tiara. In Lila. Aus Glasteinen.
„Diamanten waren grad in Lila nicht verfügbar“, sagte er.
„Danke“, sagte ich.
„Ich dachte, weil du eine Tyler-Fort bist und auf der Burg wohnst. Sie passt zu deinen Stiefeln.“ Er war sehr nett.
Ich sagte nichts.
„Das ist im Fall nett gemeint.“
Ich lächelte. Es war voll nett gemeint. Das war klar.
Ich tat, was Henriette auch tun würde. Ich bedankte mich und zog die Tiara an.
So sass ich in eine Decke, die ziemlich stark nach Pony roch, nass, schlammig und mit viel Farbe im Gesicht in einem Auto. Mit Tiara.
Danillo fuhr los.
„Zur Burg?“
Ich nickte. Irgendwie war ich plötzlich traurig.
Vor der Burg hielt er. Ich hätte aussteigen sollen. Ich mochte nicht.
„Hast du dir den Kopf angeschlagen?“, fragte er plötzlich. Habe ich doof geschaut? Ich sagte etwas beleidigt: „Nein, glaub nicht.“
„Du bist aber nicht sicher. Ich sollte besser schauen, dass du keine Hirnerschütterung hast und gut nach Hause kommst.“
Schon war er ausgestiegen und zog etwas aus dem Kofferraum hervor. Dann öffnete er meine Türe. Ich stieg aus und mir war kalt. Im Auto war die Heizung an. Da ging es. Hier draussen nicht. Ich lief zur Türe. Er folgte mir.
Ja, dann geschah zusammengefasst Folgendes:
Ich duschte, zog meinen Trainer an. Danillo bestand darauf zu warten, bis ich fertig geduscht hatte, falls ich im Badezimmer zusammenbrechen sollte. Er hatte die clevere Idee, die zwei Pizzas, die er mitgenommen hatte, im Ofen aufzuwärmen und dann verbrachten wir einen echt lustigen Abend. Ich zog sogar die Tiara nochmal an.
Bis er sich plötzlich verabschiedete. Weil er am nächsten Morgen einen Termin hätte. Ich auch. Ich habe den idiotischen Gerichtstermin.
Alles klar.
Tiaragirl im Trainer war nicht sein Typ Prinzessin.
So endete das Ganze. Voll die Achterbahnfahrt.
Und ich sitze hier und schreibe alles auf. Mit Tiara in den halbnassen Haaren. Mann, was für ein Reinfall.
Und morgen ist doch der schlimme Gerichtstermin wegen der blösen Klage der von Diskrups!